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Neuinterpretation der Kreuzigungsgruppe von Josef Beuys in der Coronapandemie 2021

Erstellt von David, Hallimichael, Heße, Lommatzsch, Zicoll | |   Bericht

Kreative Arbeit aus dem Religionsunterricht der Tischler zur Coronapandemie

Holz, Kabel, Masken (FFP II) Plastik, Kabel, Draht, Nägel, Flasche, Papier

Höhe:  61,5 cm 

Breite: 26 cm

Tiefe:  31,5 cm

Das Werk entstand 2021 während der Coronapandemie in Auseinandersetzung mit der Kreuzigungsgruppe von Joseph Beuys aus dem Jahr 1962/63, anlässlich des 100. Geburtstags des Künstlers im Mai 2021. Intention dieser Neuinterpretation war auf die diffuse Gefühlslage nach über 12 Monaten Pandemie und damit verbundenen Einschränkungen in das Privat- und Berufsleben hinzuweisen.

Das Werk entstand im Religionsunterricht der Tischler. Daher liegt es auf der Hand, dass das zentrale Element dieser Arbeit Holz ist. Es bleibt der Phantasie der Betrachtenden überlassen, die einzelnen Holzbauteile zu einem Kreuz zusammenzufügen.

Im zwölften Monat der Pandemie herrschen Enttäuschung und Frustration über die strengeren Ausgangssperren vor. Freunde und Verwandte kann man nicht nach Belieben treffen. Für diese Distanz steht das Telefonkabel. Einerseits ist es ein Symbol für räumliche Trennung, andererseits steht es für die Möglichkeit zur Kommunikation mit Freunden und Verwandten.

Die zerschnittene Maske im Zentrum des „Kreuzes“ ist ein Symbol für die zwei Seiten, die aus dem Tragen einer Mund-Nasenbedeckung resultieren: Einerseits schützt die Maske vor Infektionen, andererseits beraubt sie uns unserer Mimik und erschwert so das soziale Miteinander.

An der Position von Johannes und Maria bei einer klassischen Kreuzigungsgruppe stehen hier Desinfektionsmittel und eine Toilettenpapierrolle. Das Desinfektionsmittel ist stellvertretend für die Hoffnung abgebildet, die unser Gewissen beruhigt hat, als wir die empfohlenen Maßnahmen der Politik befolgt haben, um mit beruhigtem Gewissen weiterhin am Alltag teilzuhaben, auch wenn sie nicht immer wirksam waren. Die Toilettenpapierrolle soll an die Angst vor der Ressourcenknappheit durch evtl. drohende längere Ausgangssperren und die selbstsüchtigen Bevorratungskäufe der Bevölkerung im Frühjahr 2020 mahnend erinnern.

Auf der Toilettenpapierrolle ist ein Teil einer Sterilverpackung abgelegt, auf die ein grünes Kreuz gemalt wurde. Grün steht in diesem Zusammenhang für die Hoffnung. Die Hoffnung, dass ein weiteres Horten von Lebensmitteln und Verbrauchsgütern nicht wieder einsetzt, aber auch die Hoffnung, dass durch die Immunisierung der Gesellschaft die Pandemie vorübergehen wird. Ebenfalls steht das grüne Kreuzsymbol für die Hoffnung, dass die Leute mehr Rücksicht aufeinander nehmen und sich weniger eigennützig verhalten und ihre Selbstsucht leiten lassen.

Das rote Kreuz auf dem Desinfektionsmittel steht für die Hilfe, die erkrankten Personen in Krankenhäusern und Hospizen zuteil wird. Andererseits steht das Symbol des Roten Kreuzes auch als Synonym für das medizinische Personal, dass oft bis zur Erschöpfungsgrenze arbeitet.

Das dritte Kreuz, das uns in dieser Arbeit begegnet, ist das schwarze Kreuz auf der FFP II Maske. Es steht für die 83.000 Toten, die bisher im Zusammenhang mit der Corona-Epidemie zu beklagen waren.

Der Abstrichtupfer, der zwischen dem Toilettenpapier und dem Desinfektionsmittel an einem Draht befestigt ist, so wie die Nägel, die sich in der Arbeit finden, können als Synonym für die Leidenswerkzeuge der Kreuzigung (Essig getränkter Schwamm am Stock/ Nägel) verstanden werden.

Durch dieses Werk sollen die Gefühle, Ereignisse und Materialien, die uns bewegt und beschäftigt haben, für die Zeit nach der Coronapandemie konserviert werden.

 

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